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Die Anwendung von Saxenda bei Diabetikern: Was Sie wissen sollten

Saxenda (Wirkstoff: Liraglutid) ist ein Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes unter dem Handelsnamen Victoza entwickelt wurde. Später wurde es in höherer Dosierung als Mittel zur Gewichtsreduktion unter dem Namen Saxenda zugelassen. Doch wie steht es um die Anwendung von Saxenda bei Menschen mit Diabetes – insbesondere Typ 1 und Typ 2? Dürfen Diabetiker Saxenda kaufen und verwenden zur Gewichtsabnahme, und gibt es Unterschiede in der Anwendung zwischen den beiden Typen?

Was ist Saxenda?

Saxenda gehört zur Wirkstoffklasse der GLP-1-Rezeptoragonisten. Diese Medikamente ahmen das Hormon GLP-1 nach, das im Darm nach dem Essen ausgeschüttet wird. GLP-1 regt die Insulinausschüttung an, hemmt die Glukagonausschüttung, verlangsamt die Magenentleerung und sorgt für ein schnelleres Sättigungsgefühl. Dies führt nicht nur zu einer besseren Blutzuckerregulation bei Typ-2-Diabetikern, sondern auch zu Gewichtsverlust.
Saxenda wird einmal täglich per Injektion verabreicht und ist für Erwachsene mit Adipositas (BMI ≥30) oder Übergewicht (BMI ≥27) in Kombination mit gewichtsbedingten Erkrankungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Typ-2-Diabetes zugelassen.

Saxenda bei Typ-2-Diabetes

Für Menschen mit Typ-2-Diabetes ist Saxenda in der Regel sicher und wirksam – vorausgesetzt, es wird unter ärztlicher Aufsicht verschrieben. Liraglutid wird bereits seit Jahren in niedrigerer Dosierung (als Victoza) zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt. Viele Typ-2-Diabetiker leiden zudem unter Übergewicht, was die Insulinresistenz verschärft. Durch Gewichtsverlust mit Saxenda kann die Insulinempfindlichkeit verbessert werden, was zu einer besseren Blutzuckerkontrolle führen und den Bedarf an anderen Diabetesmedikamenten senken kann.
Es gibt jedoch einige wichtige Hinweise: In Kombination mit anderen blutzuckersenkenden Mitteln wie Insulin oder Sulfonylharnstoffen kann Saxenda das Risiko für Hypoglykämien erhöhen. Daher muss die Therapie sorgfältig mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden. Zudem können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und in seltenen Fällen eine Pankreatitis auftreten.

Saxenda bei Typ-1-Diabetes

Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ist die Situation anders. Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert. Die Behandlung erfolgt praktisch immer durch lebenslange Insulininjektionen. Im Gegensatz zu Typ 2 ist Insulinresistenz hier nicht die Hauptursache.
Saxenda ist für die Anwendung bei Typ-1-Diabetikern nicht zugelassen und wird in dieser Gruppe nicht empfohlen. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Unzureichende Evidenz: Es gibt nur wenige wissenschaftliche Studien zur Anwendung von GLP-1-Agonisten wie Saxenda bei Typ-1-Diabetikern. Die Wirkung auf das Körpergewicht ist in begrenztem Maße nachgewiesen, die Effekte auf die Blutzuckerkontrolle sind jedoch uneinheitlich und schwer vorherzusagen.
  • Risiko für Hypoglykämien: Da Saxenda die Magenentleerung verzögert und die Glukosefreisetzung beeinflusst, kann es die Wirkung von Insulin unvorhersehbar machen – was das Risiko für schwere Unterzuckerungen erhöht.
  • Keine Wirkung auf die Insulinproduktion: Bei Typ-1-Diabetes gibt es keine Restproduktion von Insulin mehr, sodass Saxenda keine Insulinausschüttung stimulieren kann – im Gegensatz zu Typ-2-Diabetikern.

Es gibt jedoch Ausnahmen: Manche Ärzte verschreiben Saxenda off-label an stark übergewichtige Typ-1-Diabetiker – aber nur unter strenger medizinischer Kontrolle und nach sorgfältiger Abwägung von Risiken und Nutzen.

Abnehmen bei Diabetes: Saxenda ist ein Hilfsmittel, kein Wundermittel

Für Menschen mit Typ-2- und – mit Einschränkungen – Typ-1-Diabetes kann Gewichtsreduktion gesundheitlich vorteilhaft sein, etwa für die Blutzuckerkontrolle, den Blutdruck und die Blutfettwerte. Saxenda kann dabei helfen, insbesondere bei Typ-2-Diabetikern mit Übergewicht. Das Medikament sollte jedoch immer als Teil eines umfassenden Behandlungsplans verstanden werden, der auch eine gesunde Ernährung, mehr Bewegung und Verhaltensänderung umfasst.

Zudem ist Saxenda ein teures Medikament, das in vielen Ländern (auch in Deutschland) nur unter bestimmten Voraussetzungen erstattet wird. Ärzte müssen sorgfältig prüfen, ob Saxenda für den jeweiligen Patienten geeignet ist.

Fazit

Menschen mit Typ-2-Diabetes dürfen Saxenda zur Gewichtsreduktion verwenden – unter ärztlicher Aufsicht kann es ein wirksames Mittel sein, besonders wenn eine Gewichtsabnahme durch Lebensstiländerung allein nicht gelingt. Andere Medikamente müssen eventuell angepasst werden, um das Risiko von Unterzuckerungen zu reduzieren.

Für Menschen mit Typ-1-Diabetes wird Saxenda nicht standardmäßig empfohlen. Die Wirksamkeit ist unklar und das Risiko für Komplikationen höher. Nur in Ausnahmefällen und unter spezialärztlicher Betreuung kann ein Einsatz erwogen werden.

Sprechen Sie immer mit Ihrem Arzt, ob Saxenda in Ihrem Fall geeignet ist. Selbstmedikation ist bei Saxenda ausdrücklich nicht zu empfehlen.

Dr Max van Swinkel, Urologe

Max van Swinkel studierte Urologie an der Maastricht UMC. Sein Spezialgebiet ist die funktionelle Urologie. Seit seiner Pensionierung ist Max ein gern gesehener Gastredner auf verschiedenen Symposien und schreibt regelmäßig (Blog-)Artikel über sein Fachgebiet. Wenn Max nicht arbeitet, fährt er gerne Rad und segelt.